Milben und Hausstaub – ein winziges Übel?
Allergien nehmen an Zahl und Verbreitung zu – es gibt Allergien gegen Hunde, Katzen, Rotwein und Pollen. Kein Problem: Man verschenkt sein Haustier, entsagt dem Wein, und rasche Besserung ist in Sicht. Ist man allergisch gegen Gräser und Pollen, tropft die Nase auch nur während einer bestimmten Jahreszeit. Doch was ist eigentlich mit der Allergie gegen Hausstaub oder Milben? Milbenalarm Hausstaub setzt sich aus einer Menge verschiedener Partikel zusammen. Dazu zählen Hautschuppen, Haare, Bakterien und vieles mehr – die Nahrung der Hausstaubmilbe. Milben sind kleinste Spinnentierchen, die für uns mit einer Größe von etwa einem Drittel Millimeter nur unter dem Mikroskop sichtbar sind. Sie halten sich bevorzugt in Teppichen, Decken und Bettzeug auf, wo sie sich rasch vermehren. Leidet eine Person unter einer Allergie gegen Hausstaub, heißt das mit anderen Worten, sie reagiert allergisch auf Milben. Oder, noch genauer gesagt, auf Milbenkot, denn er verursacht die allergischen Beschwerden. Woher weiß man, dass man Milben „nicht riechen“ kann? Eine Allergie kann ganz unerwartet und plötzlich auftreten. Gestern war man noch ein vollkommen gesunder und gut gelaunter Mensch. Heute schnupft und niest man nur noch so durch die Gegend. Meist fängt eine Hausstauballergie mit heftigen Niesattacken und Schnupfen morgens nach dem Aufstehen an. Im Bettzeug stecken Millionen dieser kleinen Biester, die man im Schlaf einatmet. Morgens äußert sich diese nächtliche Reizung in vielfachen minutenlangen Niesattacken und roten, zum Teil geschwollenen Augen. Hinzu kann sich mit der Zeit eine Atemnot entwickeln, die an Stärke zunimmt. Bei einer solchen Symptomatik sollte man frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Hier bietet sich ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt an, der sich umfassend mit diesem Thema auseinandersetzt. Grundsätzlich sollte ein gründlicher Test auf alle in Frage kommenden Allergieauslöser erfolgen. Im Rahmen des so genannten Prick-Tests werden diese dann als Tinktur auf vorher leicht angeritzte Hautstellen getropft. Zeigen sich innerhalb von etwa einer halben Stunde in diesen Arealen (evtl. juckende) Hautrötungen, ist die Diagnose gestellt. Des Weiteren können bestimmte Zellen vermehrt im Blut diagnostiziert werden, die ein Hinweis auf ein allergisches Geschehen sind. Dabei handelt es sich vor allem um die so genannten eosinophilen Granulozyten. Was kann man dagegen unternehmen? Im Gegensatz zu vielen anderen Allergien kann man Milben nicht so einfach entfernen oder vermeiden. Ein normaler Staubsauger erwischt diese Tierchen aufgrund ihrer Größe leider nicht. Im Handel sind aber milbendichte Staubsaugerfilter erhältlich. Grundsätzlich sollte man die Wohnung „antiallergisch umgestalten“. Dazu kann man Teppichböden durch Parkett oder Fliesen ersetzen, alle Räume regelmäßig durchlüften und vor allem das Schlafzimmer etwas kühler halten. Winterliche Temperaturen schrecken Milben nämlich ab. Haustiere, Pflanzen und allgemein „Staubfänger“ sollten aus den Räumen entfernt werden. Der wichtigste Punkt ist die Präparation des Bettzeugs. Decken und Kopfkissen sollten regelmäßig bei mindestens 60° C maschinell gewaschen werden. Bei der Wahl der Matratze ist darauf zu achten, dass sie eher aus künstlichem Material besteht, zum Beispiel aus Latex. Futon-Matratzen hingegen sind ein Paradies für Milben. Milbendichte Überzüge für Matratze, Kissen und Decke sind im Handel erhältlich. Die Anwendung von speziellen Überzügen, als Encasing-Therapie bezeichnet, wird leider von den Krankenkassen finanziell kaum übernommen. Die Wahl des Urlaubsortes kann ebenfalls eine gewichtige Rolle spielen, da Milben nicht zu den höhenliebenden Spezies zählen. Ab einer Höhe von etwa 10100 bis 1200 Metern über dem Meeresspiegel wird man keine Milbe mehr finden. Daher ist vor allem im Spätsommer eine Reise in die Berge eine allergielindernde Abwechslung. In dieser Zeit sterben die Tierchen vermehrt ab, hinterlassen jedoch gleichzeitig die Höchstmenge an allergieverursachendem Kot. Reichen diese allgemeinen Maßnahmen nicht aus, sollte man den Kampf mit härteren Geschützen weiterführen. Eine medikamentöse Therapie mit geeigneten Nasensprays öffnet verzweifelten Patienten oft zum ersten Mal richtig die Atemwege. Eine Überlegung ist sicher auch die so genannte Hyposensibilisierung wert. Hierbei wird dem Patienten über den Zeitraum von etwa drei Jahren in regelmäßigen Abständen eine geringe Dosis der allergieverursachenden Substanz in den Oberarm gespritzt. Durch diese kontinuierliche Reizung des Immunsystems „gewöhnt“ sich der Körper allmählich an diese Stoffe. Diese Methode ist sehr zeitintensiv und sollte gerade am Anfang der Therapie in genau definierten zeitlichen Abständen erfolgen. So muss sich der Betroffene in der ersten Zeit einmal pro Woche zum behandelnden Arzt quälen. Was kann passieren, wenn...? Falls eine Allergie nicht effektiv behandelt wird, können sich mit der Zeit die Atemwege verändern. Es werden mehr schleimproduzierende Zellen gebildet, die ihr Sekret in das Lungensystem abgeben. Die Bronchialschleimhaut reagiert zunehmend sensibel auf unspezifische Reize; es entwickelt sich eine fortschreitende Verengung der Bronchien. Alle diese Vorgänge enden in dem so genannten allergischen Asthma, das sich in zunehmender Atemnot äußert. Man bekommt schwer Luft, vor allem das Ausatmen ist stark erschwert. Wenn sich der Druck in Lungen und Lungengefäßen über einen längeren Zeitraum erhöht, überbläht sich die Lunge im Sinne eines so genannten Lungenemphysems. Durch den erhöhten Lungendruck staut sich das Blut rückwärts in die rechte Herzhälfte. Diesen Zustand bezeichnet man „Cor pulmonale“, der gleichzeitig eine enorme Herzschwäche verursachen kann.